Deutschlandradio.Berlin (15/12/04)
"Les
Halles" mit Grünanlagen und breiten Alleen
Pariser Hallen werden umgestaltet
Von Christoph Heinemann
Siegerentwurf für die Pariser Hallen von David Mangin (Foto: AP)"Les
Halles", das größte Pariser Einkaufszentrum, gilt mit viel
Beton und wenig Grün als städtebauliche Sünde. Ein Architektenwettbewerb
sollte Abhilfe schaffen. Den Sieg trug der unspektakulärste Entwurf
des Franzosen David Mangin davon. Er sieht vor, das Areal als Grünanlage
mit breiten Alleen als Flaniermeile zu gestalten.
Bürgermeister Bertrand Delanoe bemüht die Anatomie:
Das Herz von Paris wird wieder in seinen Körper eingepflanzt. Der
zentrale Platz wird wieder mit dem umliegenden Viertel harmonieren. Wir möchten
eine Einheit wiederherstellen: Les Halles, das Stadtzentrum und Paris.
Der Entwurf des französischen Architekten David Mangin sieht vor, das
vier Hektar große Areal überwiegend als Grünanlage mit breiten
Alleen neu zu gestalten, eine Flaniermeile nach dem Vorbild spanischer Ramblas.
Ein 145 Meter breites Glasdach soll einen Teil der Fläche überspannen.
Wir wollten etwas Zeitgemäßes entwerfen und mit den vielen
Menschen und dem Licht arbeiten, erklärt David Mangin. Les Halles das
ist ein Areal, das viele Funktionen erfüllt und eine Mischung aller
sozialer Schichten bietet. Das Wichtigste an Les Halles ist die Menschenmenge.
Der Platz zwischen der Kirche St. Eustache und dem Rundbau der Handelsbörse,
beherbergte bis Ende der 60er Jahre den Pariser Großmarkt, der inzwischen
in den Vorort Rungis umgezogen ist. 1971 wurden die malerischen Art Deco-Markthallen
des Architekten Victor Baltard abgerissen und ein gewaltiges Loch ausgehoben.
Dann gerieten die Bauarbeiten ins Stocken. Erst in den 80er Jahren wurde
das vier Stockwerke tiefe unterirdische Einkaufszentrum fertig gestellt -
mit einem Bahnhof für die Schnellbahn RER und die Metro, einem Hallenbad
und einem Multiplexkino. Ökonomisch ein Erfolg - 800.000 Menschen passieren
täglich Les Halles - im Jahr zählt das Herz von Paris rund 40 Millionen
Besucher.
Städtebaulich eine Sünde - so empfinden es die Anwohner: viel Beton
und wenig Grün. Das Ganze so unübersichtlich, dass sich zu später
Stunde kaum ein Pariser auf den Platz oder nach Ladenschluss in das unterirdische
Forum traut. Les Halles steht gegenwärtig für die Mischung aus
heruntergekommener Bausubstanz und Kleinkriminalität. Seit Jahren wurde über
eine Neugestaltung der Fläche diskutiert und gestritten. Eine Bürgerinitiative
kämpfte für den Plan des Architekten David Mangin. Erleichterung
nach der Entscheidung:
Wir sind sehr glücklich. Es ist wunderbar, wir haben das bekommen,
was wir wollten, meint Elisabeth Bourguinat, die Sprecherin der Anwohner.
Dies ist auch ein Beispiel für kollektive Intelligenz und eine wirkliche
Bürger-Demokratie. Der Bürgermeister hat verstanden, dass es hier
vor allem um Stadtentwicklung geht und nicht nur um Architektur. Die kommt
danach.
Der Architekt David Mangin setzte sich mit seinem Plan zunächst gegen
32 und in der Endrunde gegen drei Mitbewerber durch - unter ihnen sein Landsmann
Jean Nouvel, dessen Entwurf schwebende Gärten, bunte Glastürme
und Garteninseln vorsah.
Verglichen mit den anderen Plänen kostet der von Magin etwa drei
Mal weniger, und wird drei Mal so schnell gebaut werden können. Den
Anwohnern und dem Einzelhandel steht kein Albtraum bevor, meint ein Vertreter
der Bürgerinitiative.
200 Millionen Euro sind veranschlagt. Bürgermeister Delanoe kündigte
aber bereits an, er werde sich mit seinem Kämmer noch einmal unterhalten
müssen. Gebaut werden soll ab 2006. Die Arbeiten werden deutlich vor
2012 fertig gestellt, verspricht Bertrand Delanoe:
Ganz gleich, ob wir den Zuschlag für die Olympischen Spiele bekommen
oder nicht.